Jan. 20th, 2017

92_lina: Porträt eines Mädchens (Woman with wax tablets and stylus (so-called "Sappho")). (sappho)
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Davos:Der Davos-Mann ist in der Krise

Das Weltwirtschaftsforum endet in lauter Ratlosigkeit: Was tun gegen Trump, Nationalismus, den Frust der Mittelschicht? Die Antworten der Elite überzeugen kaum.

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Eine Antwort auf diese "Globalisierung des Nationalismus", wie es der Schweizer Karikaturist Patrick Chappate nennt, findet man in Davos allenfalls in Ansätzen: Bloß nicht kollaborieren, bloß nicht den Populismus normalisieren, sagt Jan-Werner Müller, der in Princeton Politikwissenschaften lehrt. Das würde die Demokratie noch stärker gefährden.
Mehr Transparenz, mehr Verantwortung, noch mehr guten Journalismus fordert Mark Thomsen, CEO der 
New York Times. Aber auch er weiß: Den Kern der Trump-Wähler wird er damit nicht erreichen.  

IWF-Chefin Christine Lagarde sieht im Kampf gegen die wachsende soziale und ökonomische Ungleichheit einen wichtigen Ansatz: Sie habe bereits 2013 in Davos vor den Folgen dieser Entwicklung gewarnt, sagtLagarde. Damals habe sie kaum Aufmerksamkeit bekommen. "Hoffentlich hören die Leute heute zu."

Wie sehr der Wahlsieg Trumps die Welt verändert hat, zeigt die Rede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Er tritt in Davos nicht nur als Verteidiger der Globalisierung und des Freihandels auf, was nicht wirklich überrascht, sondern als auf Ausgleich bedachter, weltoffener Politiker. Xi Jinping wendet sich direkt an den nicht anwesenden künftigen US-Präsidenten: "Niemand wird als Sieger aus einem Handelskrieg hervorgehen. Wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen, sollten wir uns nicht beschweren, anderen die Schuld geben oder weglaufen. Stattdessen sollten wir Hand in Hand gehen und uns der Herausforderung stellen."

Die Rede von Xi Jingping hat in Davos viel Aufmerksamkeit bekommen. China als Hort der Vernunft – vielleicht ist das die positive Nachricht, die vom diesjährigen Weltwirtschaftsforum ausgehen kann. Hoffentlich wird sie in Washington auch gehört.

Quelle. 


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Sänger und Musiker sind nicht die einzigen Künstler, die Trump eine Nase drehen, auch viele Hollywoodstars rufen zur Gegenwehr auf. Schauspielerinnen wie Julianne Moore, Frances McDormand und Scarlett Johansson wollen am Samstag beim «Women's March» mitlaufen, dem grossen Protestmarsch, zu dem Hunderttausende aus allen Teilen des Landes nach Washington kommen. Bildende Künstler, darunter Cindy Sherman und Richard Serra, haben Museen und Galerien aufgefordert, am Freitag die Türen zu schliessen – eine Idee, die nicht nur Beifall erhalten hat. Zu Recht: Warum sollen ausgerechnet die Institutionen zumachen, in denen jene Diversität und intellektuelle Auseinandersetzung befördert wird, die zu stärken nötiger scheint denn je?

Um in diesem Sinne dem Geist der Zeiten zu trotzen, hatte die Autorenvereinigung PEN America schon am letzten Sonntag eine grosse Anzahl Schriftsteller zu einer öffentlichen Lesung auf den Stufen der New York Public Library versammelt, wo Michael Cunningham, Siri Hustvedt, Rick Moody, Jeffrey Eugenides, Francine Prose und viele andere über drei Stunden in klirrender Kälte Gedichte vortrugen – mit anschliessendem Protestzug zum Trump Tower. Dortselbst fand auch am Donnerstagabend auf Anregung des Filmemachers Michael Moore und diverser Schauspieler eine grosse Protestveranstaltung statt – mit im Boot: New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio.

Es ist in diesem Zusammenhang wohl nicht unerheblich, dass Barack Obama den Künsten und der Literatur sehr zugetan ist; Bücher sind dem scheidenden Präsidenten erklärtermassen Seelennahrung und Überlebenshilfe. Künstler und Schriftsteller waren im Weissen Haus regelmässig zu Gast, und wie man den Hochglanzmagazinen entnehmen kann, haben die Obamas die Wände mit moderner und zeitgenössischer Kunst gefüllt. Von Trumps Engagement in Sachen Kunst ist bisher nicht viel an die Öffentlichkeit gedrungen – nur überlebensgrosse Ölporträts von ihm selbst. Und natürlich jene Tweets, in denen er das Broadway-Ensemble des Musicals «Hamilton», den Schauspieler und TV-Trump-Parodisten Alec Baldwin und zuletzt Meryl Streep für «vollkommen überschätzt» erklärte – weil diese ihn kritisiert hatten.

Tickets fürs Volk

Der Mann, der Glamour und Star-Power über alles liebt, hatte bei seiner Amtseinführung also weitgehend nur die zweite Wahl. Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er aus dem Debakel nicht Kapital geschlagen hätte. So verkaufte er – via Twitter, versteht sich – das mickrige Star-Aufgebot als eine Verbeugung vor seinen Fans. Er wolle gar keine Superstars haben, sondern die Tickets günstig halten, damit auch «das Volk» dabei sein könne.

Angesichts all der Absagen, die es von Entertainern, aber auch von vielen Politikern hagelte, war dieser Impuls im Zweifelsfall wohl eher eine Notmassnahme, um die Ränge mit jener «riiieesigen Menge» zu füllen, die der neue Präsident seiner Selbsteinschätzung nach wie ein Magnet anzieht.


Quelle. 
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Davos

Jan. 20th, 2017 09:59 pm
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Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben zu einer paradoxen Situation geführt: In Davos wird mit Erstaunen bis Entsetzen auf den Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump geschaut, dessen Äusserungen befürchten lassen, dass es im Kernland des Kapitalismus zu einer Renaissance von Isolationismus, Nationalismus und Protektionismus kommt. Zugleich wurde der erste Auftritt eines chinesischen Machthabers bejubelt, der sich als Verteidiger von Freihandel und Globalisierung präsentierte, obwohl es sich bei China um eine Diktatur handelt und die Wirtschaft in vielen Bereichen noch stark abgeschottet ist. Doch es war im Davoser Kongresszentrum unübersehbar, dass das Reich der Mitte eine neue Stufe des Selbstbewusstseins erklommen hat.

Viele überzeugende Antworten, so es denn überhaupt welche gab, hat man in Davos nicht auf die neuen Fragen gehört. Vieles erinnert an ein Stochern im Nebel. Grossbritannien sucht sein Heil in einer noch stärkeren Globalisierung bei zugleich besserer Berücksichtigung der Interessen aller Gesellschaftsschichten. Das ist ein schwieriger Spagat. Je nachdem, wie schlecht oder gut dieser den Briten gelingt, könnte ihr Weg zum abschreckenden Beispiel für andere Nationen werden – oder zu einem neuen Vorbild.


Quelle. 
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... Der Brite Raab hat recht; es gilt, konservative und rechtsnationale Strömungen auseinanderzuhalten. Doch wie können Letztere eingedämmt werden?
Da gehen die Meinungen am WEF auseinander:
Gewisse sind überzeugt, konservative Kräfte müssten sich ganz klar von den rechtsnationalen abgrenzen; in diesem Kontext machte das historisch aufgeladene Wort der «Kollaboration» die Runde.
Andere wieder glauben, eine stärkere Umverteilung der Globalisierungsgewinne würde den Demagogen den Wind aus den Segeln nehmen.

Immer wieder hört man zudem das etwas verzweifelt klingende Credo, man müsse die Menschen ernst nehmen, welche Populisten wählten. Hier schwingt mit, dass das vorher nicht getan worden sei, was am Ende die jüngsten Protestwahlen gerade legitimiere.
Offenbar hört man erst jetzt in Davos die Sorgen des verunsicherten Mittelstands.
In einem gewissen Sinne können also die jüngsten Entwicklungen positiv gelesen werden, haben sie schließlich das Funktionieren der Demokratie gezeigt – doch gerade demokratische Strukturen könnten am Ende in Gefahr geraten.

Quelle.


Ray Dalio, Lawrence Summers und Christine Lagarde am WEF

«Populisten haben eine Vision – die Europäer nicht»


... Der Mittelstand in den entwickelten Ländern ist verunsichert und bringt die Länder in eine Krise. Eine verunsicherte Bevölkerung sagt zu schnell und zu oft Nein.

... Auch Summers sieht ein neues Zeitalter des Nationalismus angebrochen. Präsident Trump musste drei oder vier Telefonate machen, und schon investieren Unternehmen nicht mehr in Mexiko, sondern im Herzen der Vereinigten Staaten. Dies hat für Zehntausende von Menschen starke Auswirkungen. Summers sagt, die kurzfristigen positiven Auswirkungen würden durch langfristige schlechte Auswirkungen abgelöst. Doch der Populismus funktioniere überall auf der Welt gleich. Der Populist mache dem Mittelstand ein vermeintliches Geschenk oder wolle ihm helfen, aber am Ende sei es der Mittelstand, der die Zeche bezahlen muss.

Christine Lagarde sieht die Globalisierung noch immer als Königsweg. Zu sagen, dass Globalisierung schlecht sei, da sie vermeintlich Arbeitsplätze vernichte, sei zu wenig. Man müsse mehr forschen und nachdenken. Doch ohne Globalisierung sei es für die vielen Menschen auf der Welt, die noch um das tägliche Überleben kämpfen, nicht möglich, sich aus der Armut zu befreien. Dies bestätigt auch Padoan. Im Grossen und Ganzen habe die Globalisierung immer einen positiven Nettoeffekt.

Die Globalisierung habe sich total verändert, ist Larry Summers überzeugt. Sprach man vor einigen Jahren noch von Importen und Exporten, so lebten wir heute im Zeitalter der globalen Produktionskette. Diese Kette verändere die Spielregeln stark. Kapital und Produktion kann sehr schnell verschoben werden. Dieser Wettbewerb kann laut Summers eine Negativspirale auslösen.




Quelle.  
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