92_lina: Porträt eines Mädchens (Woman with wax tablets and stylus (so-called "Sappho")). (sappho)
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Erfolgreich glücklich

 
NZZ,  05. September 2014, 14:12



In unserer Arbeitswelt strengen sich viele in erster Linie für Erfolg an. Ob man glücklich ist oder nicht, sehen wir eher als private Angelegenheit. Jedoch vermuten wir die Voraussetzung für privates Glück häufig im beruflichen Erfolg. Geflügelte Worte wie «das Glück des Tüchtigen» haben dieses Verständnis in unsere Weltsicht eingebrannt. Ist man tüchtig, wird man am Schluss auch glücklich. Die falsch verstandene Reformation versprach gar den Tüchtigen und Hart-Arbeitenden als Lohn das Paradies – das ewige Glück.

Natürlich kennen wir alle auch Beispiele von tüchtigen und erfolgreichen Menschen, die offensichtlich überhaupt nicht glücklich sind – manchmal bis hin zum mittelbaren oder unmittelbaren Suizid. So scheinen wir zumindest intellektuell zu verstehen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Erfolg und Glück gibt. Dennoch streben viele von uns nach Erfolg – als eine gefühlte Voraussetzung für Glück.

Je glücklicher, desto erfolgreicher
Wie wäre es nun, wenn der Zusammenhang sich genau umgekehrt verhielte? Wenn man erfolgreich wäre, weil man glücklich ist. Dies klingt für manche, insbesondere für unglückliche oder erfolglose Menschen wie blanker Zynismus. «Sei doch glücklich, dann wirst Du auch erfolgreich sein.» Glück fühlt sich eher an wie eine Konsequenz, ein Ergebnis – und nicht so sehr wie etwas, was man direkt beeinflussen kann.


 
Doch Hirnforscher haben etwas Spannendes entdeckt. Ein Mensch, der drei Wochen lang jeden Tag drei positive Erlebnisse aufschreibt, verändert damit die physische Struktur seines Gehirns. Dies kann man tatsächlich messen und nachweisen. Erklären kann ich es mir so: Durch Training mit Gewichten vergrössern wir Muskeln. Durch intensives Klaviertraining vergrössern wir Regionen im Gehirn, die unsere Finger steuern. Genauso können wir auch unsere Wahrnehmungsfähigkeit für positive Dinge bewusst trainieren. Quasi vom «halb-leeren» zum «halb-vollen» Glas.

Glück steuert unsere Leistungsfähigkeit
Je mehr positive Dinge wir durch unser auf diese Weise trainiertes Gehirn wahrnehmen, desto mehr «Glückshormone» wie Serotonin und Dopamin schüttet unser Körper aus. Und diese Neurotransmitter machen unser Gehirn wachsamer, aufnahmefähiger, lernfähiger, leistungsfähiger und uns sogar selbstbewusster und intelligenter. Wenn wir Menschen erleben, die einfach Glück haben, denen scheinbar alles gelingt, so ist dies vielleicht eine Erklärung dafür. Und auch dafür, dass wenn jemanden scheinbar das Glück verlassen hat, er auch nicht mehr so erfolgreich ist.

Aufmerksam wurde ich auf diesen Zusammenhang durch einen TED-Talk von Shawn Achor. Und wenn man sich etwas damit beschäftigt, so findet man viele weise Menschen, die diesen Zusammenhang schon sehr viel früher erkannt hatten. Beispielsweise Albert Schweitzer: «Nicht Erfolg ist der Schlüssel zum Glück, sondern Glück ist der Schlüssel zum Erfolg.»

Probieren Sie es aus. Jeden Tag drei positive Erlebnisse zu notieren ist weniger anstrengend als ein Work-out im Fitness-Center oder ein MBA-Studium. Und mit jedem Tag Übung fällt es einem leichter.


Quelle. 
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